u10: Podium verpasst! Ein Bericht von der BJMM u10 (1./2.7.2017 beim SC Kreuzberg)

Nachdem wir im Vorjahr mit unseren beiden Teams ziemlich überraschend die Plätze 2 + 3 belegten und fast alle Spieler erneut antreten konnten, waren die Erwartungen hoch. Klar war aber auch, dass mit den Schachpinguinen, Borussia Friedrichsfelde und dem SC Kreuzberg mindestens drei weitere hochkarätige Teams dabei waren. Keines dieser Teams braucht sich bei einer Deutschen Vereinsmeisterschaft U10 verstecken! Meinem früher geäußerten Vorschlag, nach dem beschleunigten Schweizer System auszulosen, wurde nicht gefolgt. Die zwangsweisen Auslosungen zweite gegen erste Mannschaften eines Vereins wurden dagegen abgeschafft – gut so! Bei der Veröffentlichung der Meldelisten fehlte die Aufstellung der Schachpinguine 2. Auch wenn dieses Team am gleichen Tag nachgemeldet wurde, fehlte online bis zum Spieltag die korrigierte Meldeliste.  Bei korrekter Einsortierung hätten wir gegen Zita Spandau gespielt. Da aber zugleich am Spieltag nochmal die DWZ aktualisiert wurden, änderte sich die Meldeliste erneut und plötzlich spielten wie im Vorjahr Empor 1 gegen Empor 2 – na toll.
Diesmal setzte sich die Erste sicher durch (4:0), ebenso gewannen wir in Runde 2 gegen die Schachfreunde Nord-Ost, auch wenn die lehrreiche Endspiel-Niederlage von Max doch unerwartet kam. Empor 2 unterlag unnötig gegen SC Zugwang. Da war deutlich mehr drin!
Auch in Runde 3 gab es für die Erste einen der leichteren Gegner – 4:0 gegen den SV Mattnetz Berlin (der in diesem Jahrgang nicht so stark wie gewohnt ist). Nikolai, Yari und Anton gewannen bis dahin alle drei Partien. Die Zweite kam zu einem ungefährdeten 4:0 gegen SSV Rotation. Soweit der erste Wettkampftag. Nach diesen „Pflichtsiegen“ war klar, am Sonntag kommen zwei schwere Spiele – beide gegen unsere ärgsten Konkurrenten.

Sonntag Vormittag: In Runde 4 holten wir nach vielem Hin und Her ein 2:2 gegen die bis dato führende Borussia aus Friedrichsfelde. War das nun gut oder eher nicht so gut? Benjamin brachte uns mit einer soliden Partie in Führung, Nikolais Stellung reichte halt nur zu einem Remis, trotzdem 1,5:0,5 – Führung für uns – Yari und Max mussten es nun richten. Beide standen sehr, sehr aussichtsreich. Max eroberte einen Bauern in weiterhin guter Stellung, Yari erreichte eine herrliche harmonisch wirkende Angriffsstellung:

Ansgar Zielke – Max Freude Yari Monninkhoff – Magnus Ermitsch
Schwarz am Zug verstärkt den Druck und spielt 20…Sde5?! Es folgte: Eine traumhafte Angriffsstellung.
Yari entscheidet sich zu 24.Sxg6!? Wow! [24.Lg5!±; 24.Sxf7±!]
21.Sf6+ Ein Bluff Sxf6?? (…Kh8 und nix ist los) 22.Lh7+ (Max hatte es glatt übersehen) Sxh7 23.Dxd4 usw. Weiss gewann nach 66 Zügen durch ZÜ (!) – siehe Text 24…hxg6 25.Txe6 Nochmal Wow! Lc8!

[Alternativen waren 25…Td6 26.Lxd6 cxd6 27.Dh6 , 25…Da7 26.Le5!!, 25…fxe6 26.Lxe6+ Dxe6 27.Dxe6+ Kg7 28.Le5±] 26.Txb6! Lxh3 27.Txf6? [27.Lxc7 Td7 28.Lg3 Lf5 29.Txa6±]
27…Lxf6 28.gxh3 c6 29.Tf2 Kg7 30.Kg2 a5 31.a3 a4 32.Lc2 Te1 33.Le4 Tc8 und Remis [Die Stellung ist in etwa ausgeglichen.]

Was in unzähligen Taktikaufgaben schnell erkannt wird, wird eben doch hin und wieder in einer laufenden Partie übersehen, so auch hier bei Max.
Yari zeigte nun eine schönes zweifaches Opfer – wobei gleich zwei Fortsetzungen deutlich mehr versprachen. Magnus zauberte dann das beeindruckende 25…Lc8 aufs Brett, dass m.E. jedoch nicht für den Ausgleich reicht (Nach 27.Lxc7 hat Weiss deutlich mehr vom Spiel). Yari entschied sich jedoch für  27.Txf6?! und nach wenigen Zügen endete die Partie – von gegenseitigem Respekt gezeichnet – remis. Die Partie war sicherlich DER schachliche Höhepunkt des Turniers.Max wehrte sich mit dem Materialnachteil noch ewig lange, suchte verzeifelt nach komplizierten Fortsetzungen und verlor letztlich in schlechterer Stellung nach Zeit. Dabei war ihm die noch fehlende Wettkampfpraxis in Zeitnot anzumerken.

  1. Max hatte völlig vergessen, dass ohne Inkrement gespielt wurde und daher mit weniger als 5 min auf der Uhr nicht mehr aufgeschrieben werden muss. Im Zweifel: Nachfragen!
  2. Mit wenig Zeit auf der Uhr kann man nicht ALLE reizvollen Abspiele überprüfen – man muss auch mal nach Gefühl spielen. OHNE Zeit ist die Partie – egal welche Stellung – verloren!

Ich war in dieser Zeit gerade bei unserem u8-Team beim entscheidenden Match um den Titel. Ich wurde erst gerufen, als es zu spät war: Max hatte noch 23 sec absolute Restzeit, den Stift in der Hand und war weiterhin fleißig beim Aufschreiben. Der Turnierleiter und Schiedsrichter Olaf Sill (zugleich auch Betreuer von Borussia Friedrichsfelde) beobachtete versteckt hinter einer Traube von Spielern das Geschehen – vermutlich schon eine ganze Weile – ohne einzugreifen. Klar ist, der Schiedsrichter MUSS hier nicht eingreifen – aber wäre es nicht ein Akt sportlicher Fairness, in einem Kinderturnier ein Kind darauf hinzuweisen, dass bei dieser Bedenkzeitregelung nicht mitgeschrieben werden muss – auch, wenn hier das eigene Team spielt? Der Ausdruck in Olafs Gesicht passte jedenfalls zu einer bekannten Redewendung, die mit einem Honigkuchenpferd zu tun hat… Das 2:2 gab uns natürlich noch alle Chancen – aber klar war, dass in der letzten Runde erneut ein starker Gegner auf uns warten würde.

Runde 5 brachte die Schachpinguine und Empor sowie Borussia und den SC Kreuzberg zusammen – die 4 Favoriten also unter sich. Kleine Vorteile für Borussia und Empor (jeweils 7 Mannschaftspunkte), während die Pinguine und Kreuzberg nur 6 Mannschaftspunkte auf dem Konto hatten.
Ich sah Vorteile an den Brettern 2 und 3 bei uns (Max gegen Coco, Yari gegen Jonathan Rosenhain), während an Brett 4 (Benjamin gegen Jakob Korek) die Pinguine deutlicher Favorit waren. An Brett 1 zwischen Nikolai und Joachim sah ich Joachim als leichten Favoriten an.
Benjamin machte es Jakob dann doch arg leicht und so gingen die Schachpinguine schnell in Führung, ebenso wie der SC Kreuzberg nach einem Handyklingeln an Brett 4. Yari ließ sich leider in einer unübersichtlichen Situation auf eine ungünstige Abwicklung ein – am Ende hatte sein Randspringer kein Rückzugsfeld. Remis? Die zwei eingesammelten Bauern veranlassten mich aber zum weiterspielen lassen. Kurzzeitg war auch eine Chanca da, das Spiel zu verstärken, aber nachdem Johny a2-a3! ausgegraben hatte, war höchstens noch an ein remis zu denken. Nach der u8-Siegerehrung tauchte ich wieder im Spielsal auf – und die Meisterschaft war gegen uns entschieden. Nikolai hatte nach einem kapitalen Fingerfehler Dame und Partie verloren und die Pinguine somit 2,5 Punkte auf dem Konto. Die Geduld, mit der Max das Endspiel gegen Coco zum Sieg führte, reichte nur für diesen schönen Einzelsieg, aber nur noch für Platz 4. Parallel besiegte der Gastgeber Kreuzberg die Borussen (Platz 3) und wurde erst durch die schlechtere 4.Wertung (Spiel gegeneinander) Vizemeister hinter den Pinguinen. Eine spannende Meisterschaft – diesmal ohne Happy End für uns.

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