Oberliga: Empor Berlin schlägt Empor Potsdam vernichtend mit 7,5 zu 0.5 !

Nach langer Zeit ohne Bericht aus der Oberliga hier nun eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse des letzten Sonntags.

Wir reisten aus verschiedenen Himmelsrichtungen nach Potsdam an, diesmal ohne unsere Mannschaftsleiterin Elisa. Die fehlte aus verständlichen Gründen, sie hat nämlich am Samstag davor Ihren Bernd geheiratet, herzlichen Glückwunsch nochmal an dieser Stelle!

Elisa und Bernd in Fürstlich Drehna

Ersetzt wurde sie von Hansi, der seit über zwei Jahren zum ersten Mal wieder am Brett Platz nahm.

Wir hätten gern wie üblich unsere Partien beim gemeinsamen Essen danach analysiert, doch war diesmal kein Schachbrett vor Ort und es wurde dann irgendwie jeweils in Zweiergrüppchen auf einen der ausreichend vorhandenen Bildschirme geschaut. Hier folgt eine kleine Zusammenfassung von dem, was mir so in Erinnerung geblieben ist:

An Brett 8 habe ich wenig mitbekommen, in einer Sc6-Eröffnung (trainiert Pavlos etwa mit Julian?) hielt er einen Mehrbauern im Zentrum fest und hatte gleichzeitig eine sehr aktive Stellung, wann immer ich schaute, hatte ich keinen Zweifel, dass er gewinnt, was dann auch relativ flott geschah.

An Brett 7 spielte Hans mit Weiß gegen Königsindisch, Mar del Plata-Variante und trotz über 50 Jahren Erfahrung mit dieser Eröffnung, ließ er den Gegner relativ leicht zu g5-g4-g3 kommen. Ohne tiefere Analyse war man sich später einig, dass das typische Lxh3 in der einen oder anderen Form gewonnen hätte. Der Gegner wollte das offenbar mit Komfort, zog zuerst seine Dame nach h4, worauf Hans natürlich mit Dxc8! den Hauptfeind beseitigte, Danach gab es keinen Angriff mehr für Schwarz und Hans gewann am Damenflügel.

An Brett 6 musste sich Thomas als Schwarzer mit der Vierbauernvariante im Königsinder auseinandersetzen. Er wich früh von der gängigen Theorie ab, musste dann aber nach Kompensation für den verlorenen Bauern suchen. Dabei verpasste der Gegner ein starkes Qualitätsopfer und im Endspiel kam es nach einigem Hin- und Her zur Zugwiederholung, Remis.

An Brett 5 spielte Paul einen Grünfeld-Englisch-Hybriden, er opferte den Bauern c4 und konnte dafür seinen d-Bauern nach d5 vorstoßen. Sein Gegner deplatzierte seinen Springer auf a5, wo er etwa 20 Züge blieb und auch danach nicht mehr wirklich eingriff. Aber Paul driftete kurz etwas ab und fand nicht den sofortigen Durchbruch im Zentrum, später verpasste Schwarz nochmal ein Räumungsopfer. Bauer c4-c3! mit der Idee Sa5-c4 hätte sich um die am schlechtesten stehende Figur gekümmert und für Durcheinander gesorgt. Danach ließ Paul dann aber nichts mehr anbrennen.

Daniel an Brett 4 ist unser Topscorer in dieser Saison. In seiner Partie gegen IM Ralf Schöne wählte dieser im Englischen den Botwinnik-Aufbau mit dem Bauerndreieck c4-d3-e4. Dieser ist nicht zuletzt wegen Mihai Marins Büchern sehr populär. Daniel reagierte gut mit einer flexiblen Aufstellung und so kam man in ein interessantes Mittelspiel. Ein sehr schönes Scheinopfer Tc4! gab ihm die Initiative, leider erfolgte die Freilegung des Lb7 mit d5-d4+ nicht im richtigen Moment und es war wieder unklar. Am Ende hätte es wohl zu einer Zugwiederholung kommen sollen, aber bei vermutlich knapper Zeit unternahm Ralf einen Gewinnversuch, der genau das Gegenteil erreichte.

Die aus meiner Sicht spannendste Partie spielte unser Naturschachkämpfer Jonas an Brett 3. Wann hat Jonas mit Weiß zum letzten Mal kurz rochiert? Diesmal ein Reti-Aufbau mit Sf3, e3, b3. Dann im 8. Zug das freche Sg5, was immerhin eine Mattdrohung aufstellte. Für mich fühlte sich das nicht ganz korrekt an. Später fand ich einen klassischen Vorgänger, die 1952 gespielte Partie Simagin-Ratner, für die älteren unter uns durchaus bekannte Namen! Dort spielte Ratner die besten schwarzen Züge und stand klar besser, griff aber später in den Verwicklungen fehl, ganz einfach war es also für Schwarz nicht! Unser Jonas stand jedenfalls bald klar besser, er opferte den Springer für drei Bauern, und behielt trotz ein paar Ungenauigkeiten den Angriff und Vorteil. Die Partie war aber sehr kraft- und zeitraubend, der Gegner konnte plötzlich die Figur zurück geben und dafür die Bauern wieder einsammeln. Kurz vor der Zeitkontrolle machte der Schwarze dann zwei Fehler, zuerst zog er seine Dame ohne Not von ihrem Idealfeld weg, ein paar Züge später zerstörte er die Integrität seiner Bauernkette und die Bauern fielen wie die sprichwörtlichen reifen Früchte.

Ein Sprung zu Brett 1 an dem Karsten schon in der Eröffnung überrascht wurde ( O-Ton: „c6 kannte ich nicht“). Nun war das besagte c6 allerdings vom Gegner schon im 1. Zug gespielt worden, also Caro-Kann, das typische Volke-Understatement also. Danach kam eine sehr moderne Variante aufs Brett, Weiß griff den Bauern g7 mit Dg4 an und Schwarz parierte mit dem eher seltenen Kf8 ( besser wahrscheinlich Se7) doch die daraus resultierenden Koordinationsprobleme führten sehr schnell zu einem positionellen Würgegriff, aus dem Karsten seinen Gegner nicht mehr herausließ. Nach meinem Gefühl die sauberste Partie der Veranstaltung.

Womit ich zuletzt zu meinem, dem Brett 2 komme. Leider eine sehr schwache Partie von beiden Seiten, wo doch mein Gegner Johannes Tschernatsch als Nachwuchstalent gilt. Schon in der Eröffnung gab es einige Ungenauigkeiten, Weiß spielte in einem Sizilianer zu früh c4, ich ließ das Scheinopfer Sd5 zu, in der (völlig falschen) Annahme, in dieser speziellen Situation wäre es günstig für mich, mein Gegner verzichtete, vermutlich aus dem selben Grund. Danach stand ich immer okay, ließ aber einige gute Möglichkeiten aus, bis Johannes dann in unklarer Stellung einen dicken Fehler machte, der die Abwicklung in ein völlig verlorenes Endspiel erzwang. Auch das passierte kurz vor der Zeitkontrolle.

 

Also alles in allem sicher ein verdienter Mannschaftssieg, wenngleich in dieser Höhe gegen ein nominell nicht schwächeres Team eher ungewöhnlich, da hatten wir viel Glück auf unserer Seite.

Damit sollte der gute dritte Platz gesichert sein, eine Nachholrunde steht noch an am 29.5. als Heimspiel. Vielleicht sehen wir ja noch ein paar Fans zum Saisonabschluß!

Marco

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