Dr. Peter Welz – Der größte Schachfan Deutschlands

Nachfolgender Artikel erscheint hier mit freundlicher Genehmigung von Dirk Poldauf und dem Herausgeber und Verleger der edition marco, Arno Nickel.  Der Artikel ist (mit weiteren Abbildungen) im » Schachkalender 2020 der edition marco zu finden. Dieser Kalender (und frühere) können im Schachladen LASKER’S (Sophie-Charlotten-Str. 28, 14059 Berlin) oder online im » Online-Shop der edition marco käuflich erworben werden.

Dr. Peter Welz
Der größte Schachfan Deutschlands

Von Dirk Poldauf

(Dieser Text erschien in New in Chess 8/2008 in englischer Übersetzung; hier wird er erstmals in der deutschen Originalfassung vorgelegt.)

Dr. Peter Welz aus Berlin hat in Bonn 2008 beim WM-Match Kramnik–Anand nicht nur alle Partien gesehen, sondern auch keinen einzigen Zug verpasst. Der Entschluss, die erste Weltmeisterschaft auf deutschem Boden seit 74 Jahren zu besuchen, stand für ihn von Anfang an fest: „Ich habe das fast als unabdingbar angesehen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ich nicht da hinfahre. Es ist so etwas Einmaliges. Wenn ich in zwanzig Jahren etwas über diesen Kampf lese, dann wollte ich sagen können: Da bin ich dabei gewesen!“

Zu jeder Partie reiste er vom Hause seines Cousins, bei dem er die siebzehn Tage wohnte, anderthalb Stunden mit dem Zug nach Bonn. Eintreffen in der Bundeskunsthalle um 14. 30 Uhr, Einnahme des Sitzplatzes eine Viertelstunde vor Spielbeginn. Vorher möglichst wenig trinken, damit er zwischendurch nicht auf die Toilette muss. Peter Welz sagt von sich selbst, dass er jemand sei, der etwas total macht oder gar nicht. Hätte er nur einen Zug verpasst, hätte er die WM quasi nicht gesehen. Da ist er „total eisern und systematisch“.  So starrte er vier bis fünf Stunden auf das große Schaubrett über der Bühne oder die Spieler. Gedanklich versenkt in die Stellung. Manchmal hat er mit dem Nachbarn ein bisschen gequatscht, aber: „Im Prinzip war ich immer dabei. Ich habe an nichts anderes gedacht als an die Partie.“ Obwohl die Partien eröffnungstheoretisch so gar nicht sein Terrain waren, „1.d4 sowieso nicht und 1… d5 überhaupt nicht. Da konnte ich nicht so viel mitreden.“ Einige aktuelle Varianten kannte er aus seiner Schachzeitung. Er spielt grundsätzlich alle Partien nach, in der ein Akteur 2700 Elo hat oder beide 2600. Bis in alle Nebenvarianten. Da ist er eisern. 

Schon zu Beginn der 1. Wettkampfpartie die erste Überraschung. „Ich dachte, hier ist Anzugspflicht. Ich selbst gehe auch nicht gerne mit Anzug und Schlips. Aber im ersten Moment habe ich mich ein bisschen gewundert: Ich dachte: ,Ach, der ist so ganz locker, der Anand!‘ Dann hatte ich ein bisschen Angst um ihn. Am ersten Tag war er ein bisschen zerknittert. ‚Der hat wohl schlecht geschlafen?‘ Das war mein Eindruck, der falsch sein kann. Subjektiv eben. Ich dachte: ‚Hoffentlich hält er durch‘. Da hatte er Schwarz gehabt und teilweise einen Bauern weniger. Ich dachte, die Geschicklichkeit von Kramnik könnte sich durchsetzen. Das ist ja typisch für ihn, dass er so einen Bauern, der scheinbar nichts bewegt, dann doch irgendwie behält, die Kompensation langsam einfrieren lässt und dass Anand dann doch zusammenbricht … Aber es war ja dann ganz clever gemacht. Ich habe im Laufe gemerkt, dass er doch voll da ist und mit dem Minusbauern relativ sicher remis hält. Ungleichfarbige Läufer. Von weitem so durch das Gaze. Es war ein gewisser Gegensatz. Kramnik in feinem Anzug mit Schlips. Das ist kein Kriterium für mich. Aber aufgefallen ist es mir doch, weil ich dachte, die sind dazu verpflichtet irgendwie, dass sie da entsprechend gestylt sein müssen.“

Über die fünfte Partie hat Welz in der Zeitung gelesen, dass den Zug Springer e3 alle gesehen hätten, nur Kramnik nicht. Das fand er ein bisschen dumm und außerdem stimmte es nicht, denn Welz selbst hat ihn auch nicht gesehen. Er dachte im ersten Moment an Springer schlägt h2. Die hatten das so schnell runtergespielt, dass man nicht ganz folgen konnte. Aber wenn er ein bisschen länger raufgeguckt hätte, eine Minute oder so, da ist sich Welz ganz sicher, dann hätte er es auch gesehen. Man kann selber schließlich auch ein bisschen spielen, oder nicht?

An die Spieler war kein Rankommen. Die zischten durch den Eingang rein und nach Partie und Pressekonferenz schnell wieder raus. „Aber einmal, da sehe ich, stand er. Anand. Jemand sprach mit ihm. Ich weiß gar nicht mehr ob mit oder ohne Mikrofon. Seine Frau stand daneben. Da haben sich auch Kinder um ihn gedrängt, so ungefähr fünf. Und auch ein paar Erwachsene. Ich bin zufällig dazugekommen und habe so ein bisschen hingehalten. Aber er hat erst mal bei den Kindern unterschrieben und da habe ich natürlich jetzt nicht so drauf gedrungen. Ich wollte die nicht wegschubsen. Soviel ist es mir wiederum auch nicht wert. Aber ja, es wäre schon eine kleine Sache gewesen. Aber Anand ist dann weggegangen und hat sich nicht mehr umgeguckt. Der kann doch nicht hunderte Autogrammwünsche erfüllen. Ich hatte ja hingehalten – von weitem. Enttäuscht war ich nicht.  Ich bin kein Autogrammjäger, aber das hätte mich natürlich doch gefreut.“

Peter Welz war für Anand. Die Entwicklung von Kramnik ist ja bekannt. Es sei etwas Grundsätzliches. Noch heute ärgere es ihn, dass Kramnik gegen Schirow verloren habe und dann doch gegen Kasparow um die Weltmeisterschaft spielen konnte. Er hat doch eigentlich nur ein gutes Match gespielt, der Kramnik – das gegen Kasparow. Wo Kasparow ja wohl indisponiert war, wegen seiner Scheidung damals. „Ich habe mich damals richtig geärgert. Weil ich so ein Kasparow-Fan bin. Schon sein Stil. Er spielt ja auf Angriff. Ich auch. Bei mir ist es ja nur auf Verdacht. Aber das gefällt mir eben so an Kasparow. Dass er auch mit Schwarz etwas versucht.“

Aber auch mit den Remisen ist der Angriffsspieler Welz seit Bonn halbwegs im Reinen. Remis ist eben ein Ergebnis und da geht dann eben nichts mehr, ist ihm klar geworden. „Da kann man nicht zaubern. Ich will denn ja immer mit Gewalt noch was machen. Aber die sehen das dann eben. Somit sind denn auch die Remispartien im Wert für mich ein bisschen gestiegen. Ich war davon nicht so richtig enttäuscht. Die haben 30 Züge gemacht und ihre knapp vier Stunden gespielt.“

Die Spieler haben sich korrekt verhalten. Aber es gab da auch einige ganz kleine Dinge… So ist Anand  nicht aufgestanden, wenn Kramnik ans Brett kam. Anand war meist schon da. „Sagen wir mal so, eigentlich steht man auf. Ich mache das grundsätzlich – gegen jeden. Das sind so kleine Sachen, das ist nicht so wesentlich.“ Kramnik habe sich im Moment seiner Matchniederlage absolut korrekt verhalten. Den Ärger wahrscheinlich runtergeschluckt. 

Dr. Peter Welz ist im deutschen Schach kein unbeschriebenes Blatt. Mit bisher 392 ausgewerteten Turnieren liegt er ziemlich weit vorn in der Statistik. Er spielt pausenlos, im laufenden Jahr 2008 waren es bis zur WM in Bonn bereits neunzehn Turniere. Nur langsame Partien, allein in der Saison 2000/2001 waren es 221. Das seit 1963 akribisch geführte Partieregister weist die Bilanzen seit 45 Jahren aus.  Er ist Angriffsspieler. Holländisch als Schwarzer, Leningrader-System oder auch zur Überraschung immer  wieder  mal Alt-Holländisch. Mit Weißimmer e2–e4, die scharfen Sachen. Mit einem Bekannten fährt er oft aus Berlin raus, sie mieten sich in einem kleinen Hotel ein und spielen seine Partien von vor vierzig Jahren nach. Die „40“ ist so eine Art magische Zahl bei ihm. Er geht in diesem Abstand nochmal durch sein Leben. Parallel sozusagen. Einmal im Quartal, früher einmal im Monat, geht er einen Tag in die Stadtbibliothek und liest die Neuen Deutschland von vor vierzig Jahren. „Jetzt hat es natürlich etwas länger gedauert, wegen des Einmarsches in der CSSR 1968.“ Dasselbe mit Schachzeitungen: immer erst die alte Ausgabe, dann die neue vierzig Jahre versetzt.

Die gesamte Eröffnungsliteratur hat er weggegeben an die Kinder und Jugendlichen seines Vereins Empor Berlin, dem er von 1963 an ununterbrochen angehört. Er sei eben keiner dieser Wandervögel, die ständig den Verein wechseln, sagt er. Alles über das Endspiel hat er behalten. Das Endspiel war immer seine Schwäche. Da hat er einiges nachzuholen. Eigentlich will er jetzt mal richtig den zweibändigen „Awerbach“ durcharbeiten. Da war er im letzten Jahr „etwas steckengeblieben“ wegen des Todes seiner Mutter, die er drei Jahre gepflegt und bei der er zeitlebens gewohnt hatte. Von den Spielern der Vergangenheit liebt er besonders Aljechin. Fischer habe ja gesagt, dass er Aljechin-Partien nicht verstehe. Es kommt immer auf den Stil an. Fischer hat ein bisschen anders gespielt, er war ja Logiker. Aljechin ist so wie Kasparow. Von Aljechin hat Welz alles durchgearbeitet: „Und zwar bis ins letzte natürlich.“ Überflüssig zu erwähnen.

Leider habe er im Schach falsch trainiert, sagt Welz über sich. Nur immer die Varianten in den Kopf reingehauen, ohne sie wirklich verstanden zu haben. FIDE-Meister ist er geworden. Dabei hat er erst im Alter von neunzehn Jahren mit Schach angefangen. Das ist ziemlich spät und kam so: Er war zweimal im Gefängnis. Nach zwei gescheiterten Fluchtversuchen aus der DDR in den Westen. Da dachte er sich: Jetzt machst du irgendeinen Sport. Du hast ja mit Vater immer Schach gespielt. Du musst in die Nationalmannschaft kommen und dann kommst du vielleicht mal in den Westen. Das war der Grund. Bei den Fluchtversuchen hatte er sich dumm angestellt. Er kannte den Mauerverlauf in Berlin nicht richtig, ging nur so in die Nähe dran und hoffte, dass da „irgendein Loch ist“. Dahinter ein Kanal, den wollte er durchschwimmen. Aber sie haben ihn schon im Vorfeld geschnappt. Zum Glück nur sechs Monate. Das zweite Mal in der CSSR, Oktober 1962. Das lief noch dümmer. Er war schon drüben. Eigentlich. Auf einmal hört er auf der Chaussee ein Auto fahren und denkt: ‚Gehst mal schnell in die Büsche rein.‘ Vom Wachturm aus sehen ihn die tschechischen Grenzer und „dann kamen alle an. Ich wurde festgenommen und zurückgebracht.“ Ein Jahr auf Bewährung, effektiv zweieinhalb Monate Untersuchungshaft.

Geheiratet hat er nie. „Ich wollte im Westen heiraten. Ich dachte immer, ich komm’ rüber. Ich wollte immer abhauen. Bis zum 13. August 1981 – 20 Jahre nach Mauerbau. Da habe ich mir gesagt: Jetzt hat es keinen Zweck mehr. Jetzt bist du siebenunddreißig. Jetzt kannst du drüben nichts mehr werden. So bin ich – ganz konkret.“ Vor Ablauf des selbstgestellten Ultimatums – im Juni 1981 – gab es einen allerletzten Versuch, im polnischen Gdansk. Da war es momentan etwas lockerer wegen Solidarność. Jemanden von der Handelsmarine bestechen und rauf auf das Schiff nach Australien. Er hatte 1000 Westmark im Schuh. Zu wenig. Sie wollten 2000 Mark oder 1000 Dollar.

Auf die Frage, warum er immer weg wollte aus der DDR, hat er immer gesagt: „Ich will den SPIEGEL lesen und durch die Alpen wandern. Ich will gar nicht nach Amerika, sondern einfach nur Mitteleuropa besuchen.“  

So blieb er, machte seinen Doktor in Statistik („um es dem Staat zu zeigen“) und suchte verbissen die Antwort auf diese Frage: Warum existiert dieses kommunistische System eigentlich noch?

„Ich habe Lenin gelesen. Den gesamten Lenin. 50 Bände, knapp sechzig Bände mit Briefen usw. Alles auf Arbeit gelesen, das konnte man im Osten machen. Dann bin ich noch weitergegangen und habe mir noch alle Stalin-Bände besorgt. Ich wollte ja durch die Zeit gehen. Also folgte alles von Chrustschow, die Jahresbände. Man konnte sie gut lesen, eigentlich. Es war nicht so langweilig wie manchmal das Neue Deutschland. Breschnew war dann schon ein bisschen langweiliger. Habe ich auch komplett gelesen. Und zwischendurch noch Bucharin, der erschossen wurde, sowie Kamenjew und Sinowjew, die wurden ja auch erschossen. Und dann auch die Zwischenglieder Tschernenko und Andropow. Das war ja nicht allzuviel. Und dann natürlich alles von Gorbatschow. Da war ich auf dem aktuellen Stand und die Sowjetunion tot.“ 

Das Schach habe in der DDR sein Leben gerettet, sagt Peter Welz und meint die intensive Beschäftigung mit diesem Thema inmitten der Langeweile – und natürlich den Spaß, den es ihm macht.[1] Aber es gibt tatsächlich Phasen, da interessiert ihn kein Schach. Nämlich dann, wenn Welt- oder Europameisterschaften im Fußball laufen oder die Olympischen Spiele: „Die sind für mich unantastbar“. Da hat er sich früher, als er noch nicht arbeitslos war, immer Urlaub genommen. Die letzte Olympiade in Peking lief so ab: den Wecker für 4.00 Uhr früh gestellt – pünktlich zu Beginn der Endläufe. Dann bis 18. 00 Uhr geguckt. Dann die Zeitung gelesen. Um 20.00 Uhr eine Schlaftablette genommen und ins Bett gelegt. Um 4. 00 klingelte der Wecker. Chinesischer Rhythmus. Ausgewählte Sportarten komplett bearbeitet, andere ebenso komplett ausgeblendet: „Ich bin da ganz total.“ Von einem alles und das andere gar nicht.

Der Hang zur Systematik, wie er es nennt, zeigt sich in den ausführlichen Statistiken, die der promovierte Statistiker Dr. Welz zu unterschiedlichen Themengebieten angelegt hat. Natürlich zu allen Olympischen Spielen, diversen europäischen Fußballligen, im Tennis sammelt er überdies die Biographien der Grand-Slam-Sieger seit 1877, denn: „Sie sind eingeschreint in die Sportewigkeit.“

Dann die Statistiken zur eigenen Person. Schach natürlich in allen Versionen. In „Fußball natura“ sind alle Fußballspiele aufgelistet, die er besucht hat, aber auch die Tabellen der Entwicklung des Körpergewichtes. Die Termine der Friseurbesuche und der Rasierklingenwechsel seit den 80er Jahren hat er ebenfalls sofort griffbereit.

In Bonn ist ihm aufgefallen, dass das Schach gar nicht das Wichtigste in der Bundeskunsthalle war, sondern die Ausstellung „Rom und die Barbaren“. Da gingen mehr Leute hin als zum Schach. „Sagen wir mal so, die da im Vorraum gesessen und gegessen haben, das waren keine Schachspieler. Irgendwie ist die WM ein bisschen untergegangen.“ Aber trotzdem. Es war eine schöne Bühne eigentlich. Nicht nur eigentlich, das sei immer ein bisschen so ein Füllwort. Es ist sein Lieblingswort. Aber wie gesagt, Schach sei nicht total aufgefallen in dem Museumskomplex sozusagen. Nein, es sei schon aufgefallen, aber neben anderen Sachen eben.

„Auch bei der Abschlusszeremonie fand ich an sich alles korrekt, ich habe sie sehr gut gefunden. Anand ist ja vorher verschwunden und hat sich einen schönen Anzug geholt. Natürlich wurde gesagt, dass es die beste Weltmeisterschaft war. Das wird immer gesagt. Ich fand sie gut organisiert. Der Ehrenvorsitzende Campomanes ist ja schon sehr alt. Das sind Sachen, die nimmt man im Unterbewusstsein ein bisschen auf. Da denkt man: ‚Ach, das wundert mich eigentlich. Ist der krank, der Iljumschinow, oder hat der irgendwie nichts zu tun mit der Organisation?‘ In Elista hat der ja praktisch alles allein gemacht. Das war so im Unterbewusstsein: ‚Ach ja, der macht das nicht, sondern der Campomanes.‘ Vielleicht auch, weil er Asiate ist und jetzt nun ein Inder gewonnen hat, dachte ich. Die Nationalhymne von Indien hat mir ganz gut gefallen und die FIDE-Hymne klingt ja ein bisschen an die Olympische Hymne an – so hatte ich zumindest das Gefühl.  Von den Griechen, die ja seit 112 Jahren gesungen wird.“

Wenn Anand eine Partie früher gewonnen hätte, wäre Peter Welz noch nach Bad Zwischenahn rübergefahren, zur Senioren-Weltmeisterschaft. Er hatte dort sicherheitshalber schon ein Zimmer gebucht. So aber ging es natürlich nicht und er spielte stattdessen nach der WM ein Turnier im thüringischen Gotha, wo er jedes Jahr dabei ist. Die Erfahrung von Bonn hat ihm ausgezeichnet gefallen. Er plant nun schon für die nächste Weltmeisterschaft. Es kommt natürlich darauf an, wer spielt. Topalow würde er sehr gerne sehen. Bei Carlsen weiß er nicht, ob der schon so weit ist. Das ginge jetzt ja sowieso noch nicht, sondern erst im nächsten Zyklus. Kalmykien drohe ja nun nicht mehr, seitdem Kramnik nicht mehr dabei ist. Da hatte Welz sich 2006 für das Match extra einen Internetanschluss besorgt. Wenn die Weltmeisterschaft 2009 in Norditalien oder den Niederlanden stattfindet, dann würde er hinfahren, ist sich Dr. Peter Welz ziemlich sicher.

Vielleicht klappt es dann ja auch mit dem Autogramm von Anand.

* * *

Dr. Peter Welz verstarb am Osterwochenende 2019; kurz vor seinem 75. Geburtstag.[2] Zum am Ostersonnabend gestarteten Qualifikationsturnier des Berliner Schachverbandes, für das er gemeldet hatte, konnte er nicht mehr antreten. Mit über 500 DWZ-ausgewerteten Turnieren war er einer der aktivsten Schachspieler Deutschlands.

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[1]  Anm. d. Hrsg.: Peter Welz war übrigens auch Fernschachspieler seit 1965. Sein bedeutendstes Turnier war 1984/89 die 28. Europameisterschaft, die Janis Vitomskis mit 10,5/14 vor Werner Stern mit 10 Punkten gewann. Welz wurde Neunter. Sein letztes Fernturnier war wohl die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft 1992, erstmals wieder mit Spielern aus Ost und West gemeinsam in einem Mammut-Rundenturnier mit 25 Teilnehmern(!). Hier bekam er in vielen Partien den beginnenden Computereinsatz im Fernschach kräftig zu spüren, was seinen letzten Platz erklären mag und dass er danach mit dem Fernschach – wie leider viele andere gute Schachspieler vor und nach ihm  – aufhörte.  (aN)

[2]  Auf der Website des Berliner Schachverbandes erschien am 27.4.2019 ein Nachruf, zu dem viele Beileidsbekundungen und letzte Grüße von Schachfreunden eingingen.

» Nachruf des SV Empor Berlin
» Nachruf auf der Website des Berliner Schachverbandes